Seelsorge an geschädigten Personen

In der Notfallseelsorge haben wir es besonders mit Menschen zu tun, die durch ein kurzfristig eingetretenes Ereignis aus ihrer normalen Lebenswelt herausgerissen wurden. Sie sind sowohl körperlich, als auch gedanklich nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, da das Ereignis selber oder seine Verarbeitung sie sehr stark in Anspruch nehmen. Deshalb ist es nicht sinnvoll, eine große Vielfalt von Gebeten oder Handlungen zu entwickeln, sondern es kommt darauf an, durch grundlegende Gebete, Handlungen oder Riten ein kleines Stück Normalität zu schaffen und den Geschädigten die Sicherheit zu vermitteln, dass sie weder von Gott noch von den Menschen alleine gelassen sind. Neben der Seelsorge darf eine grundlegende körperliche Fürsorge nicht vergessen werden. Hierzu gehören z. B. Schutz vor schlechter Witterung, Essen und Trinken, ein Platz zum Hinsetzen, eine Decke zum einwickeln.

Die Forschung der letzten Jahre hat uns gezeigt, dass Menschen auch über Bewusstlosigkeit und klinischen Tod hinaus aufnehmen können, was um sie herum und mit ihnen geschieht. Deshalb ist es wichtig, auch mit Bewusstlosen und für Tote zu beten und sie zu segnen. Diese Ergebnisse decken sich mit der Tradition der Totenwache und mit vielen Möglichkeiten, die uns die Kirche für diese Momente an die Hand gibt. Sterben bzw. Tod müssen uns nicht sprach- und handlungsunfähig machen. Sie gehören zum Leben wie die Geburt. Als Christen wissen wir, dass der Tod nur ein Tor ist zu einem anderen Leben. Deshalb können wir ihm getrost und mit Hoffnung begegnen.

Von den Geschädigten und von den Hilfsorganisationen wird uns eine große Kompetenz für den Umgang mit Leidenden, Sterbenden und Verstorbenen zugesprochen. Wir sollten dieses Vertrauen wahrnehmen und unsere Fähigkeiten auf diesem Gebiet zum Wohle der uns anvertrauten Menschen nutzen.

Grundlegende Gebete sind:

Grundlegende Handlungen sind:

  • das Bekreuzigen
  • das Segnen unter Handauflegung
  • das Segnen durch das Zeichen des Kreuzes
  • das In-Die-Hand-Nehmen eines Kreuzes, eines Rosenkranzes oder einer Bibel
  • das Festhalten der Geschädigten an Hand oder Schulter
  • das Anzünden einer Kerze

Grundlegende Riten sind:

  • das Abendmahl
  • die Krankensegnung
  • die Krankensalbung
  • der Valetsegen

Gespräche:
Gespräche sollten darauf zielen, die Geschädigten zu stützen und ihnen bei der Bewältigung der Krise zu helfen. Dabei ist es wichtig, ein Vertrauensverhältnis zu ihnen aufzubauen und ihnen deutlich zu machen, dass ihnen geholfen wird, denn das größte psychische Problem für die meisten Geschädigten ist das Gefühl, einsam und von allen verlassen zu sein.